Trotz Corona-Pandemie: Personeller Ausbau der Gesundheitsämter kommt nur schleppend voran
Pressemitteilung
Berlin, 20. April 2021
Im vergangenen Jahr haben die Gesundheitsämter in Deutschland durchschnittlich noch nicht einmal eine Ärztin oder einen Arzt zusätzlich erhalten. „Der Stellenausbau im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) geht viel zu langsam. Wir brauchen nicht nur einen Impfturbo, sondern auch einen Turbo bei Ausbau des ÖGD“, sagte Dr. Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD).
Laut der neuen Ärztestatistik der Bundesärztekammer hat die Zahl der in den Gesundheitsämtern insgesamt beschäftigten Ärztinnen und Ärzte im vergangenen Jahr von 2.564 (31.12.2019) auf 2.922 (31.12.2020) zugenommen. Es gab also ein Plus von nur 358 Ärztinnen oder Ärzten – bei 378 Gesundheitsämtern. „Sicherlich sind viele von ihnen teilzeitbeschäftigt. Das Plus von 358 ist also nicht mit Vollzeitäquivalenten zu verwechseln“, erläuterte Teichert. Die Zahl der Fachärztinnen und Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen in den Gesundheitsämtern stagnierte im gleichen Zeitraum: Sie betrug Ende 2019 403 und ein Jahr später nur 407.
„Und dies in Zeiten der Pandemie – es ist ernüchternd“, so die Vorsitzende des BVÖGD. Laut Teichert arbeiten im Augenblick wieder fast alle Kräfte in den Gesundheitsämtern an der Bekämpfung der Corona-Pandemie. Andere wichtige Aufgaben wie Schuleingangsuntersuchungen und Hilfen für psychisch Kranke oder behinderte Menschen blieben auf der Strecke.
Der BVÖGD lobte den sogenannten Pakt für den ÖGD vom vergangenen Herbst. Der Bund hat darin bis zum Jahr 2026 vier Milliarden Euro für den ÖGD zur Verfügung gestellt. Allerdings sei dies in den Ämtern bislang kaum zu spüren. „Die Mittel für neue Stellen sind das Eine – das Andere ist, diese Stellen auch zu besetzen – und das ist bei der augenblicklichen Tarifsituation oft aussichtslos“, sagte der tarifpolitische Sprecher des BVÖGD, Dr. Matthias Albers. Denn der Tarifvertrag für den Öffentlichen Dienst bilde die ärztliche Arbeit in den Gesundheitsämtern in keiner Weise ab. Die Ämter könnten Stellen daher oft nicht besetzen. Der Verband fordert daher die Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA) auf, an den Verhandlungstisch zurückzukehren und mit der Ärztegewerkschaft Marburger Bund einen arztspezifischen Tarifvertrag abzuschließen. Häufig fehle aber der politische Wille bei den öffentlichen Arbeitgebern, die Ämter für ihre Aufgaben besser auszustatten. „Dies ist aus unserer Sicht fahrlässig, weil es in Kauf nimmt, dass die Gesundheitsämter jetzt und langfristig ihre Aufgaben aus Personalmangel nicht so wahrnehmen können, wie es für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung wichtig ist“, so Albers.