Berichte

Tarifverhandlungen für den Öffentlichen Gesundheitsdienst unterbrochen

Arbeitgeber tricksen – ÖGD kollabiert

 

Tarifverhandlungen unterbrochen – Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst fordern weiter Bezahlung nach Ärztetarif.

 

Mit fadenscheinigen Begründungen hat die Vereinigung kommunaler Arbeitgeberverbände (VKA) die Tarifverhandlungen mit dem Marburger Bund für die Ärztinnen und Ärzte im kommunalen Öffentlichen Gesundheitsdienst am 12.12. unterbrochen. Unmittelbar nach Beginn der Verhandlungen verließen die VKA Vertreter den Raum. Angeblicher Grund war der Wunsch des Deutschen Beamtenbundes, die Tarifverhandlungen für die betroffenen Ärztinnen und Ärzte führen zu wollen. Durch dieses Verhalten gefährdet die VKA die Gesundheit der Bevölkerung.

 

Die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des öffentlichen Gesundheitsdienst Ute Teichert zeigte sich entrüstet: „Wir haben zum 31.12.2017 die Mitgliedschaft im dbb gekündigt. Insofern besteht keine Legitimation des dbb die Ärztinnen und Ärzte der ÖGD in Tarifverhandlungen zu vertreten. Die tarifliche Ungleichbehandlung der Ärztinnen und Ärzten in den Gesundheitsämtern muss ein Ende haben. Ärztinnen und Ärzte im ÖGD sind keine Ärztinnen und Ärzte zweiter Klasse!“.

 

Weil für die Ärzte in den Gesundheitsämtern keine Tarifverträge gelten und sie insbesondere nicht nach dem branchenüblichen Tarifvertrag für Ärzte bezahlt werden, was allein einen finanziellen Verlust von bis zu 1.000 bedeutet, hat der ÖGD dramatisch an Attraktivität verloren. Die Gesamtzahl der berufstätigen Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern ist in den vergangenen 18 Jahren um ein Drittel zurückgegangen. In vielen Ämtern führt der Ärztemangel längst zu einer permanenten Überlastung des vorhandenen Personals und droht sich weiter zu verschärfen. Der ÖGD blutet buchstäblich aus. Es steht die Existenz und Handlungsfähigkeit der Gesundheitsämter auf dem Spiel, wenn die Arbeit im ÖGD finanziell nicht aufgewertet wird. „Ändern können wir diese Situation nur, wenn wir den Ärztinnen und Ärzten mehr Gehalt bieten können.“ sagt Dr. Ute Teichert.

 

Wie wichtig aber Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Dienst sind, zeigen ihre vielfältigen Aufgaben: Sie untersuchen Kinder vor der Einschulung, sorgen dafür, dass sich Infektionskrankheiten wie Tuberkulose oder Salmonellen nicht verbreiten und überprüfen die Trinkwasserqualität. „Zur Verbesserung des Impfschutzes der Bevölkerung gegen Masern und andere gefährliche Krankheiten ist ein leistungsfähiger ÖGD unverzichtbar. Das sollten auch die Kommunalen Arbeitgeberverbände endlich begreifen“ so Ute Teichert.

 

Besonders dramatisch wirkt sich der Personalmangel im Bereich Hygiene aus. Viele Gesundheitsämter können die Überwachung von Kliniken und Arztpraxen kaum noch bewerkstelligen. Wie relevant das aber wäre, zeigen die Zahlen: in deutschen Krankenhäusern infizieren sich jedes Jahr mindestens 55.000 Menschen mit gefährlichen Krankheitserregern. Selbst im ambulanten Bereich steigt die Zahl der Infektionen, bei denen Antibiotika keine Wirkung mehr zeigen. Bis zu 2.300 Todesfälle pro Jahr werden damit in Verbindung gebracht.

 

Pressekontakt:

Dr. Ute Teichert, BVÖGD Vorsitzende

Joachimsthaler Straße 10

10719 Berlin

E-Mail: ute.teichert@bvoegd.de

Telefon: 030 8872737-55

 

Original Pressemitteilung