Tarifbereich Öffentlicher Gesundheitsdienst
Die Zukunft des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) hängt entscheidend davon ab, ob sich Ärztinnen und Ärzte für dieses wichtige Aufgabengebiet der Gefahrenabwehr und Prävention gewinnen lassen. Weil Fachärzte in den Gesundheitsämtern nicht nach dem branchenüblichen Tarifvertrag für Ärzte bezahlt werden und teilweise 1.500 Euro brutto im Monat weniger verdienen als ihre Kollegen in den Krankenhäusern, droht eine Verschärfung des bereits bestehenden Ärztemangels im ÖGD und anderen kommunalen Diensten. Ein Blick auf die Altersverteilung zeigt, dass spätestens in zehn Jahren die meisten der heute noch aktiven Ärztinnen und Ärzte im ÖGD im Ruhestand sein werden. Der Marburger Bund fordert daher seit Jahren einen eigenen, arztspezifischen Tarifvertrag für diese Beschäftigten, die kommunalen Arbeitgeber mühen sich ebenso lange damit, eine solche pragmatische Lösung zu blockieren.
Der Marburger Bund als gewerkschaftliche Vertretung der angestellten Ärztinnen und Ärzte ist nicht Partei des TVÖD, die darin gefassten Regelungen für die Kommunalverwaltungen sind völlig ungeeignet für Ärztinnen und Ärzte im ÖGD und liegen bei den Monatsentgelten im vierstelligen Bereich hinter den Tarifverträgen für Krankenhausärzte. Die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD brauchen passgenaue Regelungen, die ihre Tätigkeit tarifvertraglich abbilden. Solange aber die VKA versucht, sich aus einer dringend nötigen Tarifbindung für alle im Kommunaldienst tätigen Ärztinnen und Ärzte herauszuwinden, werden weiterhin zahlreiche Stellen unbesetzt und der kommunale ÖGD im Krisenmodus bleiben.
Verbindliche Tarifregelungen sichern die Funktionsfähigkeit des ÖGD
Damit können und wollen wir uns nicht abfinden! Die Coronavirus-Pandemie hat Politik und Öffentlichkeit deutlicher als je zuvor gezeigt, welche besondere Bedeutung dem ÖGD für die Gesundheit der Menschen in diesem Land zukommt. Deshalb wird der Marburger Bund in den kommenden Monaten in einer Informationskampagne auf den Zusammenhang zwischen verbindlichen Tarifregelungen für die Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern und der Funktionsfähigkeit des ÖGD insgesamt hinweisen.
Es geht darum, die Zukunft des ÖGD dauerhaft zu sichern. Durch den von der Regierungskoalition angekündigten „Pakt für den Öffentlichen Gesundheitsdienst“ sind die Weichen gestellt. Jetzt kommt es darauf an, dass auch die kommunalen Arbeitgeber daran mitwirken und sich nicht länger fairen und zukunftsgerichteten Lösungen verweigern.
Ein Musterschreiben an die Verantwortlichen für das lokale Gesundheitsamt finden Sie hier: www.marburger-bund.de/oegd