Pressemitteilungen

Nachruf auf Prof. Dr. med. habil. Walter Steuer

Pressemitteilung
Berlin, 24. Juni 2020

Pressemitteilung als PDF

Walter Steuer, Träger der Johann-Peter-Frank-Medaille im Jahr 1987, ist am 06. April 2020 im Alter von 92 Jahren verstorben. Er war eine außergewöhnliche Persönlichkeit, die sich insbesondere im Bereich der Hygiene im öffentlichen Gesundheitsdienst außerordentliche Verdienste erworben hat.

Walter Steuer wurde im Jahr 1927 in München geboren und studierte in seiner Heimatstadt Medizin. 1950 schloss er sein Medizinstudium mit Promotion und Approbation erfolgreich ab. Es folgten Assistenzjahre in einer Praxis für Allgemeinmedizin und 1959 die Staatsmedizinische Prüfung. Kurze Zeit später wurde er Medizinalrat in Nürtingen und 1963 Amtsarzt beim Gesundheitsamt Böblingen.

Prägende Jahre waren die Übernahme der Leitung des Medizinischen Landesuntersuchungsamtes (MLUA) Stuttgart im Jahr 1968 und gleichzeitig die Funktion des Hauptschriftenleiters der Zeitschrift „Das Öffentliche Gesundheitswesen“ beim Thieme-Verlag, Stuttgart. Seiner ersten Veröffentlichung „Hygiene der Zeltplätze“, die durch einen Urlaub inspiriert war, folgten 180 weitere wissenschaftlichen Fachpublikationen und zahlreiche von Professor Walter Steuer verfasste Fachbücher bei verschiedenen Verlagen. 1991 wurde Steuer nach 23 Jahren im MLUA zum Präsidenten des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg (LGA) ernannt. An der Gründung und Konzeption des LGA BW als „fachliche Leitstelle für den öffentlichen Gesundheitsdienst in Baden-Württemberg“ war Professor Steuer maßgeblich beteiligt. Mit und durch ihn war Baden-Württemberg das erste Bundesland, das ein Landesgesundheitsamt als eigenständige Institution gründete. Andere Bundesländer folgten diesem Vorbild.

Professor Walter Steuer hat nicht nur in Baden-Württemberg maßgeblich die Arbeit des Öffentlichen Gesundheitsdienstes geprägt. Er war Mitglied zahlreicher Ausschüsse und Kommissionen und Gründungsmitglied der Kommission Krankenhaushygiene.

Ein besonderes Anliegen war ihm die Lehre. In den Jahren 1969 bis 1987 erwarb Walter Steuer die Venia Legendi (Lehrberechtigung) für Sozialhygiene, wurde Professor an der Universität Tübingen, Facharzt für Mikrobiologie und Infektionsepidemiologie sowie den Facharzt für Öffentliches Gesundheitswesen und Facharzt für Hygiene mit der Zusatzbezeichnung „Sozialmedizin“. Zeitlebens engagierte er sich für die Vermittlung von Wissen und Verständnis rund um das Thema Hygiene und hatte zahlreiche Lehraufträge.

Walter Steuer war Träger des Bundesverdienstkreuzes am Bande und des Bundesverdienstkreuzes erster Klasse. Neben zahlreichen weiteren Ehrungen und Auszeichnungen erhielt er die Johann Peter Frank Medaille für seine Verdienste im Öffentlichen Gesundheitswesen. Walter Steuer war Ehrenmitglied der Deutschen Gesellschaft für Krankenhaushygiene und der Gesellschaft für Hygiene und Umweltmedizin.

Über seinen Ruhestand hinaus wirkte er noch lange Jahre in der Lehre und als Berater in verschiedenen hygienischen Bereichen. Insbesondere die Mitwirkung am Hohenheimer Institut bei der Konzeption und Einführung eines Wäschehygienesigels und Hygienestandards bei der Aufbereitung von Wäsche im medizinischen Bereich, wirken bis heute weit über die Grenzen von Deutschland hinaus.

„Professor Walter Steuer verstand es in außerordentlich großem Maße, Theorie und Praxis zu verbinden. Er hat mich als Mensch durch seine charismatische Überzeugungskraft und seinen bodenständigen Humor sehr beeindruckt“ erklärte seine Nachfolgerin, die aktuelle Leiterin des Landesgesundheitsamtes Baden-Württemberg und Schriftführerin des BVÖGD, Dr. Karlin Stark. „Seine Verdienste sind uns Vorbild und Ansporn in unserer weiteren Arbeit, auch und gerade in diesen schwierigen Zeiten“, so Dr. Stark.

„Mit Walter Steuer verliert der öffentliche Gesundheitsdienst einen Pionier der Krankenhaushygiene und des Öffentlichen Gesundheitswesens“, erklärt Dr. Ute Teichert, die Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärzte im öffentlichen Gesundheitswesen (BVÖGD). „Wir werden ihm ein ehrendes Andenken bewahren. Unser Beileid und unsere Gedanken sind bei seiner Familie“.

ViSdP: Bundesgeschäftsstelle BVÖGD, Joachimsthaler Straße 10,10719 Berlin , info@bvoegd.de