Corona Viren in Deutschland – Gesundheitsämter in Bedrängnis wegen Ärztemangel
Pressemitteilung
Berlin, 27.01.2020
BVÖGD weist auf drohende Versorgungsdefizite hin
Corona Viren breiten sich weltweit immer mehr aus, auch in Deutschland gibt es schon erste bestätigte Fälle. Zu der Verbreitung und Ansteckung des Virus werden immer mehr Details bekannt. Aktuell gehen Forscher davon aus, dass die Inkubationszeit etwa zehn Tage beträgt, Infizierte sind während dieser Zeit bereits ansteckend, auch wenn sie noch keine Symptome zeigen.
Vermutlich steckt jeder mit dem Virus Infizierte zwei bis drei weitere Personen an. Wie sich die Ansteckungs- rate entwickeln wird, hängt auch von der Wirksamkeit der Gegenmaßnahmen ab. Die Verbreitung der Krankheit kann nur eingedämmt werden, wenn mindestens 60 Prozent aller Neuansteckungen verhindert werden. Die Ermittlung von Erkrankten und Kontaktpersonen sowie die Koordinierung von Infektionsschutz- und Quarantänemaßnahmen fallen in die Zuständigkeit der Gesundheitsämter.
In der Realität sind viele Gesundheitsämter aufgrund von Personalmangel – insbesondere Ärztemangel – und unzureichender Ausstattung kaum mehr in der Lage, ihren (hoheitlichen) Aufgaben nachzukommen. Dazu zählen neben den Aktivitäten im Infektionsschutz z.B. auch der Impfschutz von Kindern, die Unterbringung von psychisch Kranken und die Sicherstellung der Überwachung des Trinkwassers. Alarmmeldungen aus den einzelnen Bundesländern werden immer häufiger: Erste Gesundheitsämter müssen ganz ohne ärztliches Personal auskommen.
In den vergangenen Monaten und Jahren wurde immer wieder deutlich, dass der Öffentliche Gesundheitsdienst (ÖGD) trotz allem Engagement insbesondere in Krisensituationen an die Grenzen seiner Belastbarkeit stößt. Das hat sich schon bei epidemiologischen Herausforderungen wie Ebola, EHEC, der Vogel- und Schweingrippe sowie SARS gezeigt. Zwischenzeitlich hat sich die Situation in den Gesundheitsämtern weiter verschärft. Ein entscheidender Grund dafür sind die mangelnden personellen Ressourcen, die im ÖGD bundesweit in zunehmendem Maß offenkundig werden. So ist die Zahl der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern in den letzten 20 Jahren um ca. 1/3 zurückgegangen – die Folge eines stetigen Personalabbaus und nicht besetzter Stellen. Dabei machen die rund 2500 Ende 2018 in den kommunalen Gesundheitsämtern tätigen Ärztinnen und Ärzte weniger als 1 % der insgesamt in Deutschland berufstätigen Ärztinnen und Ärzte aus.
„Ohne zusätzliche Stellen in den Gesundheitsämtern ist der Öffentliche Gesundheitsdienst nicht in der Lage, seine wichtigen bevölkerungsmedizinischen Aufgaben zu bewältigen“ mahnt Ute Teichert, Vorsitzende des Bundesverbandes der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes. „Im Falle des neuen Coronavirus kann das erhebliche Auswirkungen auf die Eindämmung der Erkrankungsausbreitung und damit für die Bevölkerung haben“, warnt die Verbandsvorsitzende.
Der ÖGD ist für den Gesundheitsschutz der Bevölkerung zuständig. Die Verantwortlichen in der Politik auf kommunaler und Landesebene müssen dafür genügend personelle Ressourcen bereitstellen.
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Pressekontakt
Dr. Ute Teichert, BVÖGD Vorsitzende
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