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Portraitfoto Lukas Seifert

Start der Imagekampagne für den ÖGD

In Rostock wurde der 65. Wissenschaftliche Kongress der Bundesverbände der Ärztinnen und Ärzte sowie der Zahnärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes eröffnet.

Vom 23. bis 25. April 2015 trafen sich mehr als 700 Kongressteilnehmer aus dem In- und Ausland in der Hansestadt, um über aktuelle Themen und Herausforderungen des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (ÖGD) zu diskutieren.

Bei der Eröffnungsveranstaltung, bei der Vertreterinnen und Vertreter des Bundesministeriums für Gesundheit, des Ministeriums für Arbeit, Gleichstellung und Soziales des Landes Mecklenburg-Vorpommern, der Ärzte- und Zahnärzteschaft sowie der Rostocker Oberbürgermeister Roland Methling Grußworte an die Teilnehmer richteten, standen die Herausforderungen und der Nachwuchsmangel im öffentlichen Gesundheitsdienst im Vordergrund. Diesem Nachwuchsmangel will der Bundesverband der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (BVÖGD) mit einer besseren Vergütung der Ärztinnen und Ärzte in den Gesundheitsämtern und mit einer breit angelegten Imagekampagne begegnen.

Nachwuchsmangel an den Gesundheitsämtern – ÖGD in der Generationenfalle

Die Vorsitzende des BVÖGD, Dr. Ute Teichert, verwies in ihrer Eröffnungsrede auf den seit Jahren zunehmenden Ärztemangel im ÖGD und die sinkende personelle Ausstattung der Gesundheitsämter: „Die schwierige Personalsituation lässt sich auch aus der Mitte April veröffentlichten jüngsten Statistik der Bundesärztekammer ableiten“, betonte Teichert. Während sich die Zahl der berufstätigen Ärzte insgesamt in den Jahren von 2000 bis 2014 um 24 Prozent erhöht hat, ist die Zahl der berufstätigen Fachärztinnen und Fachärzte für Öffentliches Gesundheitswesen um über 22 Prozent zurückgegangen. „Die Ärzteschaft im ÖGD hat ein massives Generationenproblem“, betonte Teichert. „Es gibt heute schon mehr ÖGD-Ärztinnen und -Ärzte, die nicht berufstätig sind, als Kolleginnen und Kollegen im aktiven Dienst. Und bei den berufstätigen Fachärzten für Öffentliches Gesundheitswesen kommen auf 1 aktiven Kollegen unter 50 Jahren rund 6 Ärzte, die bereits älter als 50 Jahre sind. Es gibt nur wenig Nachwuchs und spätestens in 10 Jahren werden die meisten der heute noch Aktiven in den Ruhestand gehen“.

Kommunale Arbeitgeberverbände blockieren notwendige Verbesserungen

Die BVÖGD-Vorsitzende begrüßte die Unterstützung durch die Gesundheitsministerkonferenz der Länder und durch den Deutschen Ärztetag, die sich 2014 ausdrücklich für eine Stärkung des ÖGD ausgesprochen hatten. Sie kritisierte jedoch massiv die Blockadehaltung der Vereinigung der Kommunalen Arbeitgeberverbände (VKA): „Bei der VKA stoßen wir seit Jahren auf taube Ohren und rennen gegen Wände. Trotz aller Appelle der Gesundheitspolitik verweigert die VKA eine angemessene Vergütung der Ärztinnen und Ärzte des ÖGD im Rahmen der Tarifverhandlungen. Mit dieser Verweigerungshaltung trägt die VKA einen großen Teil dazu bei, dass der ÖGD bei ständig sinkenden personellen Ressourcen seine Aufgaben nicht mehr adäquat erfüllen kann.“

Bundesweite Imagekampagne des BVÖGD

Der Rostocker Kongress bildet den Auftakt für eine bundesweite Imagekampagne des Berufsverbandes: „Wir wollen nicht abwarten, bis es zu spät ist und in einigen Jahren der jüngste der hier Anwesenden im ÖGD das Licht ausmacht. Viele von uns haben sich für die Arbeit im ÖGD entschieden, weil sie die vielfältigen täglichen fachlichen Herausforderungen und unseren bevölkerungsmedizinischen Auftrag ernstnehmen. Deshalb haben wir uns entschlossenen, das vielseitige Arbeitsfeld des ÖGD im Rahmen einer bundesweit angelegten Imagekampagne bekannt zu machen“, so Teichert.

Der BVÖGD stellte in Rostock eine Informationsbroschüre mit dem Titel „Mitten im Leben – Arbeiten im Öffentlichen Gesundheitsdienst“ vor. In der Broschüre berichten neun Kolleginnen und Kollegen stellvertretend für die rund 2.500 Ärztinnen und Ärzte zwischen München und Kiel über ihre Arbeit im ÖGD. Sie geben einen Überblick über ihre Arbeitsschwerpunkte und ihren Arbeitsalltag. Sie berichten darüber, was sie motiviert hat, den ÖGD als berufliche Alternative zur Arbeit in der Praxis, der Klinik oder der Wissenschaft auszuwählen. Und sie schildern auch, wie sich in ihrem persönlichen und beruflichen Umfeld Familie und Beruf miteinander verbinden lassen. Die Frauen und Männer, die in der Broschüre zu Wort kommen, geben dem ÖGD ein Gesicht. Sie sind auf den unterschiedlichsten Wegen im ÖGD angekommen und sie alle kommen zu dem Schluss: Es war die richtige Entscheidung.

Die Broschüre wird aus Mitteln des Bundesministeriums für Gesundheit finanziert und wurde in einer Auflage von 10.000 Exemplaren gedruckt. Zu den Zielen und Inhalten der Imagekampagne erklärte die BVÖGD-Vorsitzende: „Wir wollen mit unserer Imagekampagne dem weit verbreiteten Vorurteil entgegenwirken, der ÖGD fände weitgehend in verstaubten Amtsstuben statt und beschränke sich auf Routinearbeit, Wir möchten vor allem angehenden Medizinerinnen und Medizinern Lust machen auf ein spannendes und abwechslungsreiches Tätigkeitsfeld. Und wir wollen Kolleginnen und Kollegen, die eine Alternative zur Tätigkeit im Krankenhaus oder zur Niederlassung suchen, deutlich machen, dass der ÖGD als dritte Säule des Gesundheitswesens auch Vorteile mit sich bringt – etwa bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Unsere Imagekampagne und die klare Forderung nach Verbesserung der finanziellen Rahmenbedingungen sind zwei Seiten einer Medaille, die dazu beitragen, den ÖGD attraktiver zu machen und zukunftssicher zu gestalten.“

Weitere Themenschwerpunkte des Kongresses

Zur gesundheitlichen Versorgung von Migrantinnen und Migranten referierte Prof. Dr. Lothar Wieler, der neue Präsident des Robert Koch-Instituts, und legte dabei die aktuellen infektionsepidemiologischen Aspekte der Zuwanderung dar.

Die neue Leiterin der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung, Dr. Heidrun Thaiss, beleuchtete die Rolle des ÖGD bei Gesundheitsförderung und Prävention.

Das Thema Energiewende und Gesundheit spielte wird in mehreren Vorträgen am Freitag eine zentrale Rolle.

Frau Prof. Schleiermacher von der Berliner Charité beschäftigte sich mit der Rolle des ÖGD im Nationalsozialismus. Dieses Thema ist Gegenstand eines laufenden Forschungsprojekts des BVÖGD, das im Mittelpunkt des nächsten wissenschaftlichen Kongresses stehen wird, der 2016 in Reutlingen stattfindet.

Darüber hinaus rundeten zahlreiche Workshops und Fachseminare sowie die Verleihung der Johann-Peter-Franck-Medaille, die der BVÖGD in diesem Jahr in Erinnerung an den Begründer des Öffentlichen Gesundheitsdienstes verleiht, das attraktive Programm des Kongresses ab.

(23.04.2015)



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