Gesundheitsamt Unstrut-Hainich muss ohne Ärzte auskommen
Aus der Thüringer Zeitung vom 04.12.2018
Der Unstrut-Hainich-Kreis ist thüringenweit der erste, der ohne einen Arzt im Gesundheitsamt des Kreises auskommen muss, den jugendzahnärztlichen Dienst einmal ausgenommen. Zum 9. November sind die beiden verbliebenen Ärztinnen aus dem Gesundheitsamt ausgeschieden, bestätigte Landrat Harald Zanker (SPD) am Montag auf der Sitzung des Kreisausschusses Informationen unserer Zeitung.
Die Stelle der Amtsärztin ist seit Herbst 2016 unbesetzt, mit ihrer Stellvertreterin ging nun auch die Kinder- und Jugendärztin. Die eine wechselte den Arbeitgeber, die andere ging in den Ruhestand.
Nachfolger gibt es für beide nicht. Schon in der Vergangenheit hatte es keinen Erfolg, wenn die Kreisverwaltung derartige Stellen ausschrieb. Seit Herbst 2016 sei man auf der Suche, selbst mit einem Headhunter. Allerdings ergebnislos. Man habe „alle rechtlich denkbaren Eingruppierungs- und Zulagemöglichkeiten“ ausgeschöpft.
Die Situation ist diffizil, denn Anfang des Jahres beginnen die Schuleingangsuntersuchungen.
Wie die Schulanfänger des Sommers 2019 untersucht werden, darüber werde im Moment entschieden, hieß es aus dem Landratsamt. Derzeit verhandelt der Landkreis mit zwei Ärzten, die zum 1. Januar Aufgaben eines Amtsarztes übernehmen sollen. Im Gespräch sei man auch mit Ärzten im Ruhestand, mit Ärzten, die die Aufgaben nebenberuflich übernehmen und mit dem Hufeland-Klinikum über eine Kooperation. In Einzelfällen habe der Landkreis bereits im Wartburgkreis und im Kreis Gotha um Amtshilfe gebeten, so Zanker.
Dass eine Kooperation mit dem Klinikum nicht die allumfassende Lösung bringt, ist auch Zanker klar: „Es gibt Aufgaben, die kann nur der Öffentliche Gesundheitsdienst ÖGD leisten.“
Damit scheint auch die Sorge einiger Grundschulleiter vom Tisch, die befürchteten, dass der „normale“ Kinderarzt, der die Mädchen und Jungen das ganze Jahr über behandelt, Gefälligkeitsentscheidungen über den Schulbesuch fällen könnte.
Auch wenn Ärzte fehlen, es liege nicht der gesamte Bereich brach, hieß es am Montag aus der Verwaltung: Die infektionshygienische Überwachung von Schulen und Kindergärten, zum Beispiel, können die Mitarbeiter des Gesundheitsamtes ebenso leisten wie die Fürsorge für Schwangere, Kinder, psychisch Kranke. Die Situation im Unstrut-Hainich-Kreis ist im Frei-staat kein Einzelfall: Ende 2016 sei in den Thüringer Gesundheitsämtern fast jede zweite Arztstelle nicht besetzt gewesen. Die Folge: Die Funktionsfähigkeit des ÖGD sei nachweislich „auf allen Ebenen gefährdet“.
Der Öffentliche Gesundheitsdienst ist für Ärzte vor allem deshalb unattraktiv, weil sie dort deutlich schlechter bezahlt werden als Ärzte in den Krankenhäusern oder in der ambulanten medizinischen Versorgung.
Quelle: Thüringer Allgemeine
So kann es nicht mehr weitergehen! Zulagen sind nicht geeignet die Situation grundsätzlich zu verbessern, sie sind keine Lösung.
Die öffentlichen Arbeitgeber, insbesondere die Kommunen, Landkreise und Landkreistage müssen dem VKA klar machen, dass hier im TVÖD und nachfolgend im TVL die Gehälter der Ärztinnen und Ärzte des ÖGD den Grundgehältern der Ärztinnen und Ärzte beim gleichen Arbeitgeber (Kreiskrankenhäuser) angepasst werden müssen.