Ohne Artisten fällt die Zirkusvorstellung aus
Die schlechte Bezahlung von Ärztinnen und Ärzten in den Gesundheitsämtern kritisierte Landesärztekammer-Präsident Dr. Günther Matheis im Ärzteblatt 08/2017. Er forderte, dass Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst wie Klinikärzte bezahlt werden sollten.
Dies sieht auch Amtsarzt Dr. Harald Michels aus Trier so:
„Die Problematik eines zunehmenden Ärztemangels in Deutschland ist inzwischen hinreichend bekannt und auch allgemein wahrgenommen worden. Im Bereich der Gesundheitsämter verschärft sich die Situation durch die schlechte, nicht adäquate Bezahlung der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) gegenüber den Krankenhausärzten, aus denen der ÖGD am ehesten neue ärztliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter rekrutieren kann. Jemand der bereits niedergelassen ist, wird sich in der Regel selten dazu entschließen, nach entsprechend getätigten Investitionen noch einmal in den Öffentlichen Gesundheitsdienst einzutreten. Insofern kommen nur die Krankenhäuser, die ebenfalls schon unter Ärztemangel leiden, als Quelle für neue Ärztinnen und Ärzte in Frage.
Die Honorierung der ärztlichen Leistungen in den Gesundheitsämtern driftet gegenüber den Krankenhausärzten bei jedem abgeschlossenen Tarifvertrag weiter auseinander. Dies trifft auf die beschäftigten Ärztinnen und Ärzte im ÖGD zu und noch viel mehr auf die beamteten Ärztinnen und Ärzte, da in Rheinland-Pfalz in den letzten 20 Jahren nicht jeder Tarifabschluss im Öffentlichen Dienst auch für die Beamten übernommen worden ist. Dies führt zu einer zusätzlichen Sogwirkung in andere Bundesländer oder in das benachbarte Ausland. Bei entsprechenden Stellenausschreibungen für eine Tätigkeit im Öffentlichen Gesundheitsdienst sind kaum noch adäquate Bewerberinnen und Bewerber zu finden, erfahren sie dann jedoch, was finanziell für sie herauskommen würde, lehnen sie oft kategorisch eine solche Beschäftigung ab. Dies hat dazu geführt, dass in den Gesundheitsämtern bereits jetzt ein gravierenderer Ärztemangel eingetreten ist als im übrigen Gesundheitsbereich.
Es ist deshalb höchste Zeit, dass sowohl die Politik, aber insbesondere auch der Verband kommunaler Arbeitgeber, endlich einsehen, dass nur eine bessere dauerhafte Honorierung für die Ärztinnen und Ärzte im ÖGD die Situation verbessern kann.
Hierbei muss sowohl eine krankenhaustarifadäquate Bezahlung der beschäftigten Ärztinnen und Ärzte als auch eine entsprechende Amtszulage für die verbeamteten Ärztinnen und Ärzte im ÖGD eingeführt werden.
Mit diesem offenen Brief fordere ich deshalb sowohl die Politik als insbesondere auch den Verband kommunaler Arbeitgeber auf, endlich einzusehen, dass hier nur eine gleichartige Bezahlung wie in den Krankenhäusern Erfolg verspricht. Gleichzeitig fordere ich die Gesundheitsministerinnen und Gesundheitsminister der Länder auf, die von ihnen auf mehreren Gesundheitministerkonferenzen weitgehend einstimmig getroffenen Beschlüsse im eigenen Zuständigkeitsbereich umzusetzen und ihr eigenes ärztliches Personal ebenfalls besser zu bezahlen und auch die Kommunen finanziell so auszustatten, dass sie die höhere Honorierung der Ärztinnen und Ärzte im Öffentlichen Gesundheitsdienst stemmen können.Wie wichtig ein funktionierender ÖGD ist, haben die Schweinegrippeepidemie im Jahr 2009 als auch die Bewältigung der hohen Fallzahlen der Untersuchungen der Asylbegehrenden im Jahr 2015 eindringlich gezeigt.
Ein von mir sehr geschätzter Kollege hat vor Jahrzehnten bereits gegenüber den verantwortlichen Politikern folgendes kundgetan: „Damit es auch alle verstehen können – Ohne Artisten fällt die Zirkusvorstellung aus.“
Für die Unterstützung durch den Präsidenten der Landesärztekammer Dr. Günter Matheis und die Unterstützung durch den Landrat des Landkreises Trier-Saarburg Günther Schartz möchte ich mich an dieser Stelle ausdrücklich bedanken.
Quelle: Ärzteblatt Rheinland-Pfalz – 10/2017