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Unterbesetzung im öffentlichen Gesundheitsdienst: KV Thüringen schlägt Alarm

Deutsches Ärzteblatt

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Thüringen hat einen dringlichen Appell an das Land und die Kommunen gesandt, den öffentlichen Gesundheitsdienst (ÖGD) zu stärken. „Viele ärztliche Stellen sind unbesetzt. Amtsärzte sind meist Einzelkämpfer und schaffen trotz außerordentlichen Engagements kaum mehr ihre Pflichtaufgaben“, warnte die KV. Vielerorts seien die Gesundheitsämter nur noch eine „formale Hülle mit wenigen Verwaltungsmitarbeitern“. Kaum ein kommunales Gesundheitsamt biete daher zum Bei­spiel noch umfassende Impfungen und Impfberatungen an.

Land und Kommunen suchten mittlerweile für einzelne Aufgaben des ÖGD sogar nach Ver­tretungsärzten. So rief das Thüringer Bildungsministerium in Ermangelung von Amts­ärz­ten in Ärzteblatt und KV-Rundschreiben Ärzte dazu auf, die Tauglichkeits­untersu­chun­gen für die Verbeamtung von Lehrern zu übernehmen.

Wenn wir auf Dauer die ärztlichen Aufgaben des öffentlichen Gesundheitsdienstes mit­er­ledigen müssen, geht das am Ende zulasten unserer eigentlichen Aufgabe, der Versor­gung der gesetzlich versicherten Patienten in Thüringen“, warnte die erste Vor­sitzende der KV Thüringen, Annette Rommel. Sie appellierte an Land und Kommunen, den ÖGD „personell, finanziell und materiell so auszustatten, dass er seine Aufgaben wieder selbst erledigen kann.“

Erst Anfang des Jahres hatte die Landesregierung in Thüringen angekündigt, den Kom­mu­­nen bei der Besetzung offener Amtsarztstellen und der Qualifizierung von Medi­zinern unter die Arme zu greifen. „Wir haben dafür in diesem Jahr Geld im Landeshaus­halt vor­ge­sehen“, sagte Ministerpräsident Bodo Ramelow (Linke).

Grund für das Fehlen von Amtsärzten sei in der Regel die Gehaltsdifferenz zu Klinik­ärz­ten, die bis zu 1.000 Euro monatlich betragen könne, so Ramelow. Durch die Landes­hilfe sollen die Kommu­nen die Gehaltslücke durch Zulagen verringern und so möglichst mehr Mediziner gewinnen. „Letztlich ist die Bezahlung von Amtsärzten aber eine Sache von Ta­rifver­hand­­lun­gen der Gewerkschaften und des kommunalen Arbeitgeber­verbandes“, be­tonte Ra­me­low.

Schon auf dem Deutschen Ärztetag 2014 hatte die Vorsitzende der Ärztinnen und Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes (BVÖGD), Ute Teichert, vor einem Ausbluten des ÖGD gewarnt. „In zehn Jahren sind die meisten heute Aktiven im Ruhestand“, stellte Tei­chert 2014 fest. Zudem sei jede siebte Facharztstelle im ÖGD länger als sechs Monate unbesetzt.

Quelle:  hil/ aerzteblatt. de  (03.04.2017)