Das Gesundheitsamt in fünf Stunden
Es ist acht Uhr morgens und der Medizinstudent Tim Söhnlein betritt das erste Mal in seinem Leben ein Gesundheitsamt. Zu seinem Studium an der Universität in Leipzig gehört auch ein eintägiges, obligatorisches Praktikum zur Erkundung von Berufsmöglichkeiten für Mediziner außerhalb der traditionellen Gebiete wie Praxis oder Krankenhaus.
In den zurückliegenden Semesterferien war der Student aus Westhausen mit der Bitte um einen Praktikumsplatz an den Dezernenten des Gesundheitsamts des Ostalbkreises, Dr. Klaus Walter, herangetreten. Gerne war dieser bereit, in den von der Universität festgesetzten fünf Praktikumsstunden Tim Söhnlein interessante Einblicke in die umfangreichen Aufgabengebiete eines Gesundheitsamtes zu ermöglichen. So wurde der Famulus von ihm in den Räumen des Geschäftsbereichs Gesundheit des Landratsamts in Aalen freundlich begrüßt und bei einem ersten Rundgang den Kollegen vorgestellt. Ein perfekt eingerichteter Zeitplan ermöglichte es dem Studenten, an einem Vormittag in alle drei Abteilungen des Amts hinein zu schnuppern. So durfte er zu Beginn bei der ärztlichen Belehrung nach dem Infektionsschutzgesetz für eine Förderschulgruppe anwesend sein. Dann hospitierte der Praktikant beim amtsärztlichen Dienst, der sich an diesem Vormittag unter anderem mit einem Formulargutachten auf gesetzlicher Grundlage beschäftigte, bei dem es in einem persönlichen Gespräch um die Abklärung einer Behinderung ging. Der Bereich Jugend- und Zahngesundheit ermöglichte dem Famulus anschließend erste Einblicke in die Vorgehensweise der Einschulungsuntersuchungen. Seit 2015 fällt auch die erste ärztliche Inaugenscheinnahme von Flüchtlingen in der LEA in die Zuständigkeit des Gesundheitsamts. Eine Amtsärztin fuhr mit Tim Söhnlein zu einem Termin nach Ellwangen. Dort wurde ihm der Ablauf der ärztlichen Untersuchungen sowie die Röntgenabteilung erklärt. Ein begleiteter Rundgang über das Gelände der Landeserstaufnahmestelle rundete das Bild ab.
Rückblickend erinnert sich Tim Söhnlein an sein großes Erstaunen über die unglaubliche Menge von ärztlichen Aufgaben, die ein Gesundheitsamt abdecken muss. Zudem hat ihn das gute und konzentrierte Arbeitsklima unter den Kollegen des Gesundheitsamts beeindruckt. Er selbst sieht sich als Arzt eher im Tätigkeitsfeld eines Krankenhauses, möchte aber nach seinen rundum positiven Praktikumserfahrungen für die Zukunft auch den „Arbeitsplatz Gesundheitsamt“ nicht gänzlich ausschließen.
Quelle: Focus